Hallo Freunde,
es ist jetzt doch schon wieder ne ganze Weile vergangen seit
ich das letzte Mal geschrieben habe. Sorry dafür, ich hatte hier einfach ein
bisschen zu viel zu tun. Das lag wohl daran das ich die ganzen Ferien keine
Hausaufgaben gemacht habe und jetzt einfach Unmengen aufholen muss. Das heißt
ich habe in den letzten Tagen meisten bis nach Mitternacht noch Hausaufgaben
gemacht. An dieser Stelle möchte Nescafe danken deren Instant Produkte dies
ermöglicht haben.
Wo anfangen? Ich vermute mal am Anfang. Der Schulbus setzt uns normalerweise am
Flughafen in Johannesburg ab, von dort bin ich mit einem Bus nach Kapstadt
gekommen. Der Bus ist zwar nahezu genauso teuer wie ein Flug, hat aber den
entscheidenden Vorteil dass man Leute kennen lernt und mehr vom Land sieht. Ich
saß neben José aus Zim der nicht nur professionell Kaffee macht, sondern im
Rest seiner Zeit auch Skulpturen. Falls mal einer von euch in der südafrikanischen
Botschaft in Berlin ist kann man da einen Baum von ihm sehen. Das einzige üble
an Bus reisen ist das sie ohne Pause schlechte Filme bringen. Das heftigste war
glaube ich, dass sie High-School Musical gebracht haben. Als dann alle froh
waren, weil sie meinten dass es vorüber sei hat der Typ den Film einfach noch
mal eingelegt. Diesmal aber die Mitsing Version. WER ERWARTET DEN VON LEUTEN
DAS SIE MORGENS UM EINS HIGHSCHOOL MUSICAL MITSINGEN WOLLEN? Wie dem auch sei.
In Cape Town habe ich mich dann mit D aus den Staaten getroffen. Eigentlich
wollten wir denselben Bus nehmen, das wurde aber durch Busstreiks verhindert.
Das ist übrigens ziemlich faszinierend. Die Streiks die ich sah hatten nichts
von Demonstrationen oder Aufruhen. Leute singen und tanzen und haben Spaß. Das
sah eigentlich mehr nach Party als nach Protest aus. Der einzige Punkt an dem
man sehen konnte das doch ein bisschen mehr dahinter steckte, war wenn der Mob
den noch mit Streikbrechern besetzen Büros nahekommt. Dann waren von einem
Augenblick auf den anderen alle Schalter unbesetzt, wenn der Mob dann weiter
war kamen die Leute wieder.
Wie dem auch sei. Cape Town ist ziemlich genial. Die Stadt
ist genau zwischen Gebirge und Meer, was auch immer du tun willst, es ist nicht
weiter als ne halbe Stunde entfernt. Wir waren die ersten Tage in einem
Backpackers an der Longstreet, der Haupt Tourist-und Bar Meile. Kapstadt ist
einfach unglaublich westlich. Volle Supermärkte, mehr Polizisten als Passanten,
niederländische, französische, britische und deutsche Geschäfte und unglaubliche
Massen an Touristen. Das Kombi Netz ist hervorragend, man wartet meistens keine
2min auf den nächsten. Der öffentliche Nahverkehr ist einfach wesentlich… sagen
wir flexibler als in Europa. Durch die Stadt fahren Massen an hupenden
Minibusen. Wenn man irgendwo hin will macht man das richtige Zeichen für den
Ort, wenn der Bus in nächster Zeit in die Richtung geht hält er an. Die Zeichen
sind in jeder Stadt anders, was äußerst verwirrend ist. Meine Zeit dort war einfach
großartig. Ich habe am Strand gechillt, habe mich auf Militärgeländen
verlaufen, bin auf Berge gelaufen, wurde von deutschen Schäferhunden gejagt
(Sie sind auf jenem Militärgelände auf mich zu gerannt und sind sitzen geblieben
nach dem ich sie auf Deutsch angeschrien habe) und habe Pinguine gesehen.
Nachdem D weiter nach Port Elizabeth ist habe ich meinen Backpacker gewechselt.
Den Rest der Zeit habe ich dann in Observatory, einem Studentenviertel verbracht.
Kapstadt ist voll mit Bettlern und Obdachlosen, was mir am Anfang ziemlich auf
den Geist ging. Wenn man aber am Anfang des Tages ein großes Brot kauft, viel
Zeit hat und sein Frühstück/Mittag/Abendbrot teilen will kann man unglaublich
viele interessanten Geschichten hören… von Joe der seit Jahren für Geld gegen
Leute Schach spielt bis er genug hat um wieder die Stadt zu wechseln, von Marlanda
der sich von Kongo bis nach Südafrika durchgekämpft hat und unglaublich vielen anderen.
Nach knapp einer Woche in Kapstadt habe ich dann nen Minibus nach Port El und
von dort einen Bus nach Durban genommen.
Ein kurzes Wort zu Backpackers… das Ganze ist aufgebaut wie
eine sehr günstige Jugendherberge, nur mit einer Bar. Ich weiß nicht wer auf
diese geniale Kombination gekommen ist, aber es hat alle anderen günstigen
Unterkünfte lange verdrängt. Man muss nicht vorher buchen, was mich einige Male
gerettet hat und es gibt immer unglaublich viele Leute zu treffen. In Durban
war ich in einem ein bisschen zwielichtigen Teil der Stadt untergebracht. Zum
Glück waren wir relativ viele, Rik aus den Niederlanden, Omri aus Israel, Krig
aus Schottland, Tobias aus Deutschland und ich, so dass nachts rausgehen kein
Problem war. Durban ist eine unglaubliche Stadt, sie hat den größten Hafen im
Umkreis und die größte indische Population außerhalb Indiens. Dementsprechend
vielfältig ist die Kultur, die meiste Zeit bin ich durch die Märkte gelaufen…. einfach
phänomenal. Man riecht typisches Zulu Peri-Peri und Früchte aus dem
Landesinneren, dann läuft man an einer Passage vorbei in der gerade indische
Gewürze entpackt wurden und der belebende Duft von Curry kommt einem entgegen.
Wie dem auch sei, ich bin eines Morgens aufgewacht und habe festgestellt das
ich genug Strand hatte… und am Abend war ich dann in den Drakensbergen… ich
glaube das war die beste Zeit in den gesamten Ferien. Der Backpacker war eine
alte Farm, jetzt im Hippie Stil ausgebaut. Es waren einfach immer coole Leute
da, am ersten Tag war ich mit zwei Australiern im Nationalpark laufen, am Abend
haben wir mit Leuten aus Singapur,
Lesotho, Irland, den Niederlanden, Griechenland, den Staaten und Südamerika Billiarde
gespielt, gegrillt und gefeiert. Die beste Wanderung habe ich am zweiten Tag
mit Markus aus Brasilien und Dung aus London gemacht. Es über Nacht geschneit,
deswegen konnten wir nicht wirklich auf die Berge. Glücklicherweise waren wir
ziemlich nah an dem „bloody badass waterfall“ wie sich Markus auszudrücken
pflegte. Dieser Wasserfall, dessen Name mir leider entfallen ist, ist der
höchste Wasserfall Afrikas und damit der zweit höchste der Welt. Leute das war
unglaublich. Die Wanderung war meistens in einem Canyon, man konnte den Schnee
in den Bergen riechen, trotzdem waren es so ungefähr 25 Grad, blauer Himmel und
Sonnenschein. Die Berge sind unglaublich; uralt und zerklüftet. Aus Gründen die
ich nicht ganz nachvollziehen kann (Geo abgewählt) gibt es Steine in allen
vorstellbaren Farben… neben den gold-gelben die der Region den Namen Golden
Gate gegeben haben auch grüne, rote, strahlend weiße, schwarze, blaue und, und,
und. Und das Wasser…. Ich habe noch nie in meinem Leben Wasser gesehen das die
Beschreibung kristallklar so sehr verdient hat, es war wahrscheinlich frisch
geschmolzen, man konnte also ungelogen gute 2m durchsehen ohne wirklich einen Unterschied
zu merken. Das Tal selber war eigentlich schon eine Sehenswürdigkeit, der Fluss
in der Mitte, manchmal nah am Felsen, manchmal hatte man noch zwei bis drei
Meter Platz zum Laufen. Von beiden Seiten fallen Wasserfälle in den Fluss. Wenn
der Fluss zu nah kommt führt der Pfad manchmal ein paar Meter einfach gerade an
der Wand hoch. Meistens gibt es an diesen Stellen einen Baum, so dass man am
Wurzelnetz hochklettern kann. Wenn dem nicht so ist wurden manchmal Leitern
angebracht. Wir haben leider kurz vor unserem Ziel den falschen Canyon
genommen, so dass wir zwar einen unglaublichen Ausblick hatten, aber nicht an
den Wasserfall selber gekommen sind. Am Ende kamen wir dann in ein altes Regenwasser
Tal, völlig ausgewaschen mit immer steiler werdenden Wänden. In etwa drei
Metern Höhe gab es einen Riss im Felsen an den man auch herankam wenn man
schnell genug anrannte. Meine Compagnons wollten mir das nicht glauben und
haben auch ein Bier dagegen gesetzt, woraufhin ich das natürlich auf die Probe
stellen musste. Danke Mr. Riceman für die vielen Kletterstunden, das hat mir
vor allem auf dem Rückweg dann doch das gesetzte Bier und wahrscheinlich auch
das Leben gerettet. Ich bin also aus dem Canyon rausgekommen und wurde mit einem
unglaublichen Blick belohnt. Das war trotzdem die Stelle an der wir umkehren
mussten, die beiden anderen waren größer als ich und konnten nicht wirklich
halt für den Aufstieg finden. Auch die beste Zeit geht irgendwann vorbei, ich
habe mich also wieder auf den Weg zurück nach Durban gemacht. Markus musste
wieder zurück, er arbeitet dort in einem Biolabor an einer Studie zu neuen
wegen der Cholera Bekämpfung. Das sind die coolen Büros mit den Ganzkörperanzügen.
Er versucht gerade dort drinnen einen Harlem Shake zu organisieren.
Von Durban ging es dann weiter nach New-Castle zu Siyabonga,
einem Schulfreund von mir. Dort ist eigentlich nichts passiert, wir haben nur
die paar Tage auf dem Sofa zugebracht, Computer gespielt, Fernsehen geguckt und
gegessen. Vor allem gegessen. Freitag war witzig, der Sohn unseres Schulleiters
war in der Stadt, also sind wir zusammen durch die Stadt gezogen.
Von Durban ging‘s weiter nach Johburg, was mir nach ner
Weile ein bisschen langweilig wurde, weshalb ich nach Soweto gezogen bin. Dort
bin ich den größten Teil des Tages einfach rumgelaufen, habe mit Leuten geredet
und habe versucht so viel wie möglich vom Leben mit zu nehmen. Soweto ist
einfach eine andere Welt als die doch relativ moderne Ostküste. Es mag an
manchen Stellen wie eine normale Stadt aussehen, aber Leute treiben Kühe durch
die Straßen (von Fußballplatz zu Fußballplatz) und halten Hühner (weswegen man
im Backpackers immer alle Türen schließen musste), ignorieren einfach jede (Verkehrs-)Regel
an die ich mich erinnern konnte und wahrscheinlich auch alle anderen. Am Abends
saß ich dann meistens noch mit den Locals die im Backpackers arbeiten am
Lagerfeuer und redete über Leben, Gott und Welt.
Hier bin ich schon fast am Ende, von Soweto habe ich einen
Kombi zurück nach Mbabane genommen und bin den Rest des Weges gelaufen… und das
waren auch schon wieder die Ferien. Einen ganzen Monat bin ich durch Südafrika
gereist. Ich habe zumindest das Gefühl dass ich mich besser als vorher zu Recht
finde, dass ich das Land besser einschätzen kann und dass ich mich selbst ein
bisschen besser kenne. Ich habe unglaublich viel übersprungen, vergessen oder
einfach nicht erzählt, dass wird alles nachgeholt wenn ich im August in
Deutschland bin. Oder ihr müsst mich einfach so mal fragen.
Seit zwei Wochen bin ich jetzt wieder in der Schule, es fühlt
sich schon wieder wie eine Ewigkeit an. Ich glaube das war das erste Mal in
meinem Leben das ich wirklich die Schule und das Schulleben und nicht nur meine
Freunde vermisste habe. Womit nicht sagen will dass ich letztere nicht vermisst
habe… im Gegenteil.
Es ist gut wieder da zu sein, mit Torunn Kaffee zu trinken,
mit Kaina zu kochen, mit Philipp Tischtennis zu spielen und mit Adam über alle
und jeden zu lästern. Am Montag war die erste Testrunde für das Inter-House
Debattierturnier. Unser Haus (Guedes) ist traditionell ziemlich schwach im Debattieren,
ich hatte aber ein bisschen Glück, der letzte Redner von Henderson war nicht
überragend und ich habe deswegen als letzter
Redner die Sache rumreißen können. Jetzt habe ich zumindest gute Hoffnung in
der A Auswahl zu sein... da fühlt man sich alleine unter den Muttersprachlern. Gerade
ist hier Wahlkampf für den Schülerrat, was hier ziemlich ernst genommen wird.
Überall hängen Poster, es werden Reden gegeben und Podiumsdiskussionen
gehalten. Der Schülerrat ist nicht nur wichtig weil er sich wirklich aktiv in
die Verbesserung der Schule einbringt sondern auch weil es gerne bei
Universitäten gesehen wird. Elf der letzten Zwölf Vorsitzenden wurden bei
Harvard angenommen. Ich habe mich nicht aufstellen lassen… ich hatte in den
letzten Jahren ne Überdosis. Jemand hat aber verlauten lassen das ich im
Landesschülerrat war, was wesentlich schwieriger klingt als es ist, woraufhin
ich die letzten Tage auch noch ne Menge Reden und schreiben durfte. Linda hat
heute morgen einfach ne geniale Rede gehalten. Die Punshline: „Ich kann euch
nicht versprechen das ihr kein chicken and rice mehr bekommt… aber ich
verspreche euch besseren Reis.“
Letztes Wochenende war Bush-Fire das größte Festival in
Swasiland, ich habe zusammen mit ein paar anderen Schülern dort gezeltet. Mehr
erzähle ich jetzt nicht. Muss ja nicht jeder alles wissen.
Das wars dann auch schon wieder von mir, hier geht’s jetzt
weiter mit Wirtschafts Aufsätzen. Euch allen eine wunderschöne Zeit zuhause.
Mal ne Frage am Rande: Wer ist im August in Leipzig? Das wäre gut zu wissen.
Machts wunderbar