Gottesdienste hier sind völlig anders als in Deutschland.
Hier in Swasiland gibt es wirklich Unmengen an unterschiedlichsten Kirchen. Viele, viele Schüler hier sind recht streng gläubig, das aber natürlich in unterschiedlichsten Ausprägungen.
Man hat auf der einen Seite ein paar Leute die einfach nach den Regeln ihrer Kirche leben, auf der anderen Seite aber auch einen US-Amerikaner der sagt das man die Bibel nicht in Frage stellen darf, weil sie das Wort Gottes ist. Fragwürdig, aber alle sind an Diskussionen interessiert, was die Sache wiederum interessant macht.
Gottesdienste sind so verschieden wie die Kirchen. Ich habe bisher zwei erleben dürfen, einen unten in der Stadt, vor allem Besserverdiener, neues Haus, Kuchen für alle.
Das war auf den ersten Blick ziemlich der Klischeehafte afrikanische Gottesdienst, viel sehr emotionaler Gesang, Heilungen im Gottesdienst, das volle Programm.
Und dann eine Predigt die so unglaublich konservativ war.
Wenn ein Pfarrer in Deutschland predigen würde das man kein Mitglied anderer Kirchen oder einen Ungläubigen heiraten darf, hätten viele ein Problem damit, wenn er dann noch sagen würde das Regierungen und Autoritäten von Gott gesendet sind würde er langsam Probleme bekommen.
Das hat Kirche in Deutschland zweimal recht intensiv gepredigt....
Aber da sind wir wohl einfach historisch geprägt.
Der zweite Gottesdienst war eine katholische Predigt auf dem Campus. Thema der Predigt war das Fasten, Hauptaussage war das Katholiken doch nur an zwei Tagen im Jahr fasten müssen, dass das doch echt möglich ist, dass er muslimische Kinder kennt die den Ramadan durchhalten, dass das doch viel härter ist.
Nicken im Publikum, zustimmendes Gemurmel als er sagte das das eigentlich nichts sei, viele gehen nach der Predigt vor und loben den Priester.
10 min später stehe ich beim Abendbrot und sehe die Leute mit vollen Tellern nach ner zweiten Portion Kuchen fragen.
Es ist doch nicht alles anders.
Donnerstag, 14. Februar 2013
Hallo und Liebe Grüße aus dem
Süden,
mein zweiter Blogeintrag
innerhalb eines Monats. So viel Regelmäßigkeit hätte ich mir gar nicht
zugetraut.
Ich bin jetzt schon fast nen
Monat hier. Kaum zu fassen.
So langsam aber sicher stellt
sich eine gewisse Regelmäßigkeit ein, ich weiß wo ich meine Räume finde,
erinnere mich an immer mehr Namen und verstehe die meisten Leute. Der
Unterricht zieht echt heftig an. Ich war ein paar Tage krank und habe dem
entsprechend ein bisschen Stoff nachzuholen, was die ganze Sache nicht gerade
einfacher macht.
Das Problem ist nicht der
Stoff an sich, Geschichte und Economics hat man alles irgendwann schon mal
gehört, ESS ist eigentlich ganz einfach, Mathe zwar ewig her, aber immer noch
irgendwie da und in Englisch und Deutsch haben wir noch nicht richtig los
gemacht, aber dafür haben wir Unmengen an Hausaufgaben. Essays schreiben, Texte
lesen und Aufgaben lösen. Alles nicht schwer, aber die Masse macht es auch
hier. Jeden Tag sind 2h fest für Hausaufgaben eingeplant, meistens sind es
mehr.
Die verbleibende Zeit wird aber gut genutzt, mit Diskussionen über
einfach alles, Kaffee und Tischtennis. Diskussionen sind super. Auf der einen
Seite hat man einfach einen Meinungsaustausch, der aber wesentlich vielfältiger
ist als gewohnt. Shakes, mein Nachbar
ist ziemlich stolz ein Swasi zu sein und verteidigt deswegen auch gerne mal
Monarchie und Mitgift. Nick, der das Zimmer über mir hat lässt bei jeder
Gelegenheit einfließen das die Bibel das Wort Gottes ist und deswegen nicht
infrage zu stellen ist. Vorstellungen die mir alle nicht so sonderlich
gefallen, aber es ist einfach total interessant mit Leuten darüber zu
diskutieren. Auf der anderen Seite hat man dann die professionellen Leute aus
dem Debattierklub. Klingt erst mal nach nicht viel, aber die Leute scheinen unglaublich gut zu sein.
Nahezu die gesamte Jugendnationalmannschaft Swasilands kommt aus Waterford.
Auch das klingt nach nicht viel, wird aber ziemlich beeindruckend wenn man hört
das diese letzte Woche zweiter bei der Weltmeisterschaft geworden ist.
Ich möchte jetzt nichts Falsches behaupten, aber ich habe mir sagen lassen das es die erste mehrheitlich schwarze Mannschaft ist die sich für die Finalrunden qualifiziert hat. Man merkt aber deutlich, dass hier eigentlich nur Muttersprachler agieren. Trotzdem ist es ziemlich unterhaltsam, auch wenn man einfach keine Chance hat. Wer glaubt schon jemandem mit Akzent?
Ich möchte jetzt nichts Falsches behaupten, aber ich habe mir sagen lassen das es die erste mehrheitlich schwarze Mannschaft ist die sich für die Finalrunden qualifiziert hat. Man merkt aber deutlich, dass hier eigentlich nur Muttersprachler agieren. Trotzdem ist es ziemlich unterhaltsam, auch wenn man einfach keine Chance hat. Wer glaubt schon jemandem mit Akzent?
So langsam komme ich auch in
das CAS System rein. Ich habe mit Model UN, debattieren, public speaking und
leadership development forum viel zu viele creativity Stunden. Als Service
machen ich und ein paar andere Sport mit Kindern aus der Behindertenschule in
der Stadt. Einige von den Projekten sind echt heikel. Gerade solche Projekten wie
Tom’s shoes sind einfach heftig. Das Konzept ist folgendes: Für jedes in den
USA gekaufte Paar Schuhe wird hier und in vielen anderen Ländern armen Kindern
ein paar Schuhe geschenkt, da sie ja wachsen kriegen sie aller halbe Jahre ein
neues. Die meisten dieser Projekte sind natürlich von Weißen organisiert und
ausgeführt. Es ist so bitter. Wo ist da bitte ein Ansatz von Nachhaltigkeit? Es
ist wunderbar wenn wir etwas von unserem Reichtum abgeben, aber doch bitte
nicht so. Wie soll sich den in einem Land eine Wirtschaft entwickeln, wenn wir
ihnen alles schenken. Eine ähnliches Prinzip hatte die Farm auf der ich
gearbeitet habe. Natürlich kann der studierte Landwirt aus Kanada mit riesigen
Geldreserven effizienter produzieren als ein Swasibauer. Er verschenkt dann das
Essen und der Bauer von hier wird sein Zeug auf dem Markt nicht los. Heftig
sinnlos.
Sportstunden sind so eine Sache. Weder Tischtennis noch der Weg zur Schule zählen. Dabei geht es bei letzterem bergauf. Das heißt ich gehe jetzt Outdoor Klettern. Awesome. Wirklich, einfach genial. Man läuft einfach den Berg hinter der Schule hoch und hat glaube ich 3 verschiedene Ruten, wunderbare Natur und einen genialen Ausblick auf die Stadt, die Berge und den Campus.
Sportstunden sind so eine Sache. Weder Tischtennis noch der Weg zur Schule zählen. Dabei geht es bei letzterem bergauf. Das heißt ich gehe jetzt Outdoor Klettern. Awesome. Wirklich, einfach genial. Man läuft einfach den Berg hinter der Schule hoch und hat glaube ich 3 verschiedene Ruten, wunderbare Natur und einen genialen Ausblick auf die Stadt, die Berge und den Campus.
Was ist noch zu sagen?
Wetter. Ich kann mir
nicht vorstellen wie hier ein
Wetterbericht funktionieren soll. Es gibt 4 Wetterlagen, meistens innerhalb
weniger Stunden. Das hat den großen Vorteil das man sich wirklich bei jeder
Wetterlage beschweren kann (zu heiß, zu nass, zu nebelig, zu gefährlich) und
seine Meinung dann beim nächsten Wetterwechsel ändern kann (so schlimm wie
es jetzt ist, war es dann doch nicht).
Tiere sind eine tolle Sache.
Ich kenne einfach nichts, man fühlt sich irgendwie wie ein kleines Kind das von
jedem Schmetterling begeistert ist. Es gibt 3 Arten von Schlangen auf dem Campus,
eine giftige, eine unangenehme und eine ungefährliche. Ich habe keine Ahnung
welche welche ist, aber ich habe zumindest schon das Ende einer Schlange beim
Sportplatz gesehen.
Ich mach jetzt auch schon
wieder los, wir Deutschen müssen unsere Literaturliste schreiben. Derzeit sieht
es nach ziemlich viel 20. Jahrhundert aus, vor allem Brecht, Frisch, Tucholsky,
Dürrenmatt und Zweig. Das könnte also durchaus ein angenehmes Fach werden. Die
meisten Bücher gibt es auch in unserer Schulbibliothek, fragt mich nicht warum
es hier so viele Deutsche Bücher gibt, es ist einfach so. Das ist aber recht
angenehm wenn man der einzige mit Freiblock und ohne was zu tun ist. Wer auch
immer es tatsächlich bis hierhin geschafft hat, erzählt mal was zuhause los
ist. Facebook, Email was auch immer. Immer wenn ich frage sagen alle nur „ ach
nichts, aber erzähl du mal“.
Daran muss sich was ändern,
ich weiß ja schon was hier los ist, das ist also recht uninteressant.
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