Montag, 4. März 2013

Ein interessanter Titel lässt den Blog lesenswerter erscheinen


Hallo Freunde,
 es ist wieder ein bisschen Zeit vergangen seit ich mich das letzte mal gemeldet habe.
Das lag wohl daran das hier einiges los war. Die Schule zieht immer mehr an, ich habe die Hausaufgaben ein bisschen schleifen lassen und habe dementsprechend einiges auf zu hohlen.
 Gestern war ich und eine Hand voll Leute auf einer unglaublich schönen Wanderung. Swasiland ist wunderbar bergig, wenn man so gut auf dem Campus beschäftigt ist, vergisst man schnell wie atemberaubend die Landschaft hier ist. Wir waren glaube ich ein bisschen mehr als 10 Schüler, auffallend viele aus Europa. Die meisten Afrikaner mit denen ich geredet habe können die Faszination hinter Wandern nicht ganz nach vollziehen. Wenn man in einem Land lebt, in dem einige Leute laufen müssen, ist das wohl auch nachvollziehbar.  Wir sind also 5 Stunden lang über einen Bergkamm gelaufen, auf Felsen rum geklettert und haben versucht Wege zu finden. Es gab natürlich keinen wirklichen Wanderweg, aber zumindest immer mal ein paar Kuhpfade.
Es ist so genial einfach auf einem Berggipfel zu stehen, weit und breit keine Menschen außer uns zu sehen und sich des Lebens zu freuen.
Nachdem wir doch noch einen Weg vom Kamm ins Tal gefunden haben und auf einer ziemlich wackligen Brücke den Fluss überquert haben, sind wir noch ein bisschen den flussaufwärts gelaufen, bis zu einer Stelle an der der Fluss über einen riesigen Felsen spült.
Ahhh, ich kann euch sagen es ist einfach genial, in den ausgewaschenen Felslöchern zu baden, sich ein bisschen treiben zu lassen, in Stromschnellen zu legen und allgemein den Staub der Wanderung abzuspülen.
Ich habe mich einfach so an das Land und die Leute gewöhnt, dass mich dann einfach der Gedanke überrascht hat, dass ich gerade in Afrika mit einem Niederländer, einem Dänen, zwei Norwegerinnen, einer US-Amerikanerin und vielen anderen Menschen aus der ganzen Welt auf einem warmen Stein in der Sonne liege und versuche nicht an die Hausaufgaben zu Hause zu denken.
Damit hätte ich vor ein paar Jahren noch nicht gerechnet.
Wirklich nicht.
 Am Samstag gab es eine Karaoke-Nacht, was auch ziemlich genial war.
Die einzelnen Korridore/ Blocks mussten zwei Songs vortragen, die Gewinner sollten einen riesigen Essenskorb bekommen.
Über den letzten Monat ist es uns gelungen den Block-C als Marke zu etablieren. Nicht weil (oder nicht nur weil) wir einfach besser sind als alle anderen, wir machen einfach nur darauf Aufmerksam wenn jemand aus unserem Block etwas gewinnt. Dann setzt immer großes „C-C-C-C“ Gebrüll ein. Da wir ein reiner Jungen Block sind, viele sportliche Leute und vor allem ein großes Stimmvolumen haben, wird das dann von allen gehört.
Unser Auftritt war einfach legendär. Ein ziemlich guter Rap unseres US-Amerikaners Nick (als einer von zwei wirklich weißen im Block) und ein Sprung in die Menge von Luzie und ein vielleicht musikalisch nicht sonderlich hochwertiger, dafür ungleich enthusiastischer Gesang sollte aus dem Sieg eigentlich ne sichere Sache machen.
Es kam also zum Ende, die Namen werden von unten nach oben vorgelesen, wir sind nicht auf  Platz 12, nicht auf Platz 11, .................. nicht auf Platz 3, nicht auf Platz 2 ….................................... und nicht auf Platz 1.
Irgendwo gab es bei den Richtern einen Fehler, ein paar Teams tauchten nicht auf der Liste auf.
Wir sind uns ziemlich sicher das alle im Raum tief in ihren Herzen wussten, dass wir die Sieger des Abends waren.
Bringt uns aber nicht viel, wir haben das ja nicht gemacht um zu gewinnen sondern um Essen für eine Woche zu kriegen.
Ziemlich frustrierend.
Aber wie das so ist, wenn dann am Abend im Block viele aufgeregte Menschen zusammen sitzen, steigerte man sich immer weiter in die Planungen fürs nächste mal rein.
Das ging ne halbe Ewigkeit so, ich glaube Siyabonga und Nick meinen es Ernst mit den Feuereffekten.
Das wird glaube ich echt unterhaltsam.
 Sonst habe ich nicht viel zu sagen, das verlängerte Wochenende war ziemlich entspannt, ich habe die Bibliothek geplündert und bin jetzt zur Hälfte durch meine Literaturliste.
Ich versuche den katholischen Priester zu überzeugen, Ökumenische Gottesdienste an stelle von Katholischen auf dem Campus zu halten.
Es ist eigentlich ziemlich sinnlos, es gibt glaube ich etwa 20 Katholiken auf dem Campus und wesentlich mehr Leute aus anderen Kirchen.
Die fahren aber jeden Sonntag, bzw. Samstag für die Adventisten, in die Stadt zu den Gottesdiensten dort.
Es wäre nicht nur interessanter, sondern auch einfacher für alle beteiligten wenn man das einfach zusammenlegen könnte.
Da die Messe meistens am Samstag Abend ist, hätten auch die Adventisten kein Problem damit.
Jetzt ist nur noch nicht klar ob der katholische Priester das wirklich will und wie so ein Gottesdienst dann aussieht.
Wir haben Anhänger von so vielen verschiedenen Kirchen auf dem Campus, dass eine Messe die allen passt garantiert nicht einfach ist.
Ich bin bisher immer mit bei den Katholiken gewesen, dass kommt dem Gottesdienst zuhause noch am nächsten.
 Ich glaube Ende der Woche kommt der König die Schule besuchen. Das wird auch noch mal interessant. Die Schulleitung hatte dem zuständigen Beamten mitgeteilt das bis zu 300 Gäste auf dem Campus möglich sind.
Als Antwort kam der Hinweis das überall wo der König willkommen ist, auch sein Hof (ein bisschen weniger als 1000 Leute) und jeder von seinem Volk der kommen will, willkommen ist.
Da wirds eng.
Meine Geschichtslehrerin versucht uns immer und immer wieder zu Diskussionen über verschiedene Ideale eines Staates zu bewegen.
Meistens stellt sie eine UNGLAUBLICH provokante These auf, dann ist erst mal kurz Ruhe weil alle geschockt sind, und dann wird die ganze Stunde wild durcheinander diskutiert.
Am Anfang dachte ich, sie meint ihre Thesen ernst, langsam bin ich mir aber nicht mehr sicher.
Die beiden Top Beispiele:
„Um einen wirklichen Wandel hervorzurufen, muss man halt den Tod von Tausenden bis Millionen in Kauf nehmen. Einen anderen Weg der effektiven Konfliktlösung gibt es nicht.“
 Ein Glück das ich aus Leipzig bin und weiß das es anders geht.
 Die zweite These war nochmal wesentlich härter.
 „Ich halte Medikamente, die bei der Geburt eine Ansteckung des Kindes mit HIV verhindern für falsch. Die Eltern sterben nach ein paar Jahren, niemand ist da um sich um die Kinder zu kümmern.
Wenn die Kinder auch einfach sterben würden, könnten wir uns auf die Ausbildung des Rests konzentrieren und so unser Land nachhaltig voran bringen.“
Die war einfach nur heftig.
Aber so lernen  alle, wie man eine Diskussion an menschlichen Idealen orientiert und wie man solche, nur auf den ersten Blick logischen, Argumente entkräften oder umgehen kann.
 Das wars dann schon wieder, ich habe jetzt noch 10min um einen Geschichtsvortrag zu schreiben
Klingt möglich.
 Wenn ihr noch was wissen wollt, müsst ihr wohl oder übel Fragen.
Es ist immer schön wenn man erfährt was zuhause los ist.
 Beste Grüße aus dem wunderbaren Swasiland
   

1 Kommentar:

  1. Ich finde deinen Blog so unglaublich toll und fesselnd Moritz. Ich hoffe ich kann irgendwann mal einen Eintrag wieder von dir lesen... Ich mache jetzt ein atj falls ich es mit der Finanzierung nicht schaffe Bewerbe ich mich nächstes Jahr für das uwc ich Hoffe du siehst meinen Kommentar & antwortest mir vielleicht schreibst du mir eine e-mail oderso patriziarikarda@gmail.com. Ich bin so unglaublich fasziniert von den uwc bitte schreib mir
    Lg Pati

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